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Darf man Billy Wilson aka. Mr. Mouse glauben, so fand die Mutter aller Hindernisläufe der Tough Guy 2017 letztmalig statt. Zumindest in der Form, in welcher er seit dem 25. Januar 1987 immer am letzten Sonntag im Januar die letzten 30 Jahre stattgefunden hat.

Definitiv Grund genug, die womöglich letzte Gelegenheit zu nutzen am Tough Guy teilzunehmen – an einem der angeblich härtesten Hindernisläufe.

Anreise & Abholung Startunterlagen

Tough Guy 2017 Death Warrant
Tough Guy 2017 „Death Warrant“ – der obligatorische Haftungsausschluss

Zusammen mit 8 Kollegen/Innen aus dem Team HULK ging es es also für Bruno, Günni und mich am Vortag des Rennens per Flieger nach Birmingham und von dort aus direkt per Mietwagen zum Tough Guy Gelände nach Wolverhampton.

Die Abholung der Startunterlagen für den Tough Guy ging am Samstag unkompliziert und flott von statten – ganz anders als es am Veranstaltungstag selbst sein sollte. Eine sehr gute Entscheidung, die Startunterlagen am Vortag abzuholen!

So hatten wir noch Gelegenheit uns das Gelände und einige Hindernisse anzuschauen sowie dem Merchandising Stand einen Besuch abzustatten. Scott Keneally, der Macher der OCR Dokumentation Rise of the Sufferfest, war dieses Jahr übrigens auch wieder vor Ort – wir trafen ihn am Merchandising Stand.

Am Stand selber gab es neben Tough Guy T-Shirts aus den Vorjahren Handtücher, Hoodies, Handschuhe, Buff-Tücher, Mützen, Taschen, Anstecker u.v.m. zu kaufen. Im Vergleich zu den Merchandising Artikeln bei Spartan, Tough Mudder & Co.  alles in einem eher semi-professionell (aber authentisch) wirkendem Design. Aber genau das ist es ja, was den Tough Guy ausmacht: Authentizität!

Für die Übernachtung hatten wir uns im Britannia Hotel in Wolverhampton einquartiert. Offenkundig war das Hotel bestens auf Tough Guy Teilnehmer vorbereitet. Große Hinweisschilder untersagten das Betreten der Lobby mit „Muddy Boots“ 😉

Tough Guy Gelände

Tough Guy - die Toiletten waren etwas gewöhnungsbedürtig
Tough Guy – die Toiletten waren etwas gewöhnungsbedürftig

Wir waren bereits relativ früh gegen halb neun auf dem Tough Guy Gelände und parkten auf dem „blauen“ Parkplatz in der ersten Reihe. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch, dass uns dies ein schnelles Wegkommen ermöglichen würde. Wir wurden nach der Veranstaltung leider eines Besseren belehrt.

Da das Rennen erst um 11.00 Uhr starten sollte, hatten wir ausreichend Zeit uns noch ein wenig auf dem Gelände zu orientieren. Da wir Alle erstmalig am Tough Guy 2017 teilnahmen, starteten wir in der „Wetneck Squad“ Startgruppe. Für jede Startgruppe gab es eigene Zelte zur Aufbewahrung des Gepäcks und zum Umziehen. Toiletten und Duschen standen allen Teilnehmern zur Verfügung.

Fürs leibliche Wohl wurde ebenfalls vom Veranstalter gesorgt. Es gab eine Vielzahl an Ständen mit Crepes, Hot Dog, Pizza, Fish & Chips & Co. die überall auf dem Gelände und zum Teil entlang der Strecke verteilt standen.

Strecke und Hindernisse Tough Guy 2017

Der Startschuß zum Tough Guy  wurde auch in diesem Jahr wieder aus der Kanone gefeuert, die zuvor mit einer Kutsche an den Hügel gezogen wurde, von welchem die Teilnehmer in Wellen starteten. Allerdings ging dieser nicht wie geplant um 11.00 Uhr, sondern erst mit einer halbstündigen Verspätung los. Angeblich war die Vielzahl der Teilnehmer und ein zu spätes Schließen der Anmeldung bzw. der Abholung der Startunterlagen Grund hierfür. Sollte dies tatsächlich der Grund gewesen sein, so hätte ich mir hier eine bessere Planung gewünscht.

Nachdem die Jesus Warriors (ja es gibt Menschen, die den Tough Guy ein Kreuz tragend absolvieren) und die Front Squad (mit den Elite Läufern) auf der Strecke waren, folgten die Mr. Mouse und Tough Guy Squad (Veteranen) sowie die Team Squads, bevor wir als Wetnecks (erstmalige Teilnehmer) endlich starten durften.

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Um das große Teilnehmerfeld auseinander zu ziehen, ging es die ersten 2 km fast ausschließlich in Schlangenlinien über eine große Wiese auf der immer wieder große Silageballen als „Hindernisse“ überwunden werden mussten. Anschließend ging es weitere ca. 2 km im Slalom einen relativ steilen Hügel rauf und runter. Für mich persönlich war dies der schmerzhafteste Teil des gesamten Rennens. Da ich zugunsten von Neoprensocken fälschlicher Weise auf meine Einlagen verzichtet hatte, meldeten sich beide Füße direkt und ich mußte zweimal pausieren, um die Schuhe kurz auszuziehen.

Killing Fields

Ich muss gestehen, dass ich mich bis zum „Tiger“ (und somit den Beginn der Killing Fields) nur an unendlich viel Schlamm, Gräben, Wälle, Baumstammhindernisse und Netze unter denen man durchkriechen mußte erinnere. Keine Ahnung, ob es da noch andere Hindernisse gab – gefühlt in jedem Fall nicht^^

Das Gute daran war, dass ich – als wir am Tiger und den Killing Fields ankamen – bereits so zermürbt war von der Monotonie der immer gleichen Hindernisse auf den letzten 10 km, dass ich mich regelrecht auf den Tiger freute.

Und das obschon ich richtig schlimme Höhenangst habe! Tatsächlich fand ich The TigerBehemoth, Brandenburg oder den Sky Walk trotz ihrer Höhe (alle zwischen 9 – 14 m)  nicht so schlimm wie erwartet. Was aber vorwiegen der Verdienst meines Teamkollegen und Laufbegleiters Ramon war, der mich toll unterstützt und daran gehindert hat, nach unten zu schauen 😉

Unangenehm fand ich persönlich die Vietcong Tunnel bzw. Torture Chamber und die Röhren und Reifen die im Wasser endeten, aufgrund ihrer Enge. In einem mit ca. 30 cm mit Wasser und Schlamm gefüllten, dunklen Tunnel unter der Erde mit zig anderen Teilnehmern zu kriechen und den von oben hängen Stromkabel und baumelnden Holzstäben auszuweichen ist schon eine Erfahrung!

Leider habe ich es nicht geschafft den Tough Guy 2017 in der zur Verfügung stehenden Zeit von 4,5 Stunden und damit alle Hindernisse zu absolvieren. Mir fehlen der Underwater Tunnel, das Colosseum und der Dragon Pool, da wir ab einem bestimmten Zeitpunkt von den Ordnern mit den anderen Teilnehmern daran vorbei Richtung Ziel gelotst wurden. Ich glaube aber auch, dass wir mittendrin ein oder zweimal falsch gelaufen sind, denn einige Hindernisse dazwischen haben wir wiederum gemacht.

Zieleinlauf und Abreise

Tough Guy 2017 Finish

Nur etwa drei Stunden nach Jon Albon – er hat den Tough Guy 2017 in einer Zeit von 1 Stunde 40 Minuten gewonnen – kamen wir mit gefühlt 1.000 weiteren Teilnehmern ins Ziel 😉 Also sozusagen nur knapp nach ihm^^

Unmittelbar hinter dem Ziel war eine Scheune, in welche man gelotst wurde und in welcher man seine Medaille in Empfang nehmen durfte. Von da aus ging es zurück in das Zelt mit den Klamotten bzw. sofern noch Zeit gewesen wäre zu den Duschen.

Leider ging unser Rückflug ab Birmingham bereits um 20:05 Uhr. Mit Tanken, Mietwagen abgeben sowie Einchecken, Gepäckaufgabe und Boarding waren wir mit unserem Aufbruch um  17.00 Uhr mehr als spät dran. Unglücklicherweise blieben einige Autos auf den inzwischen völlig zugeschlammten Parkplätzen stecken und plötzlich ging nichts mehr. Nachmittags hatten die Veranstalter noch festgesteckte Fahrzeuge rausgezogen – nach 17.00 Uhr war weit und breit keine Hilfe mehr in Sicht.

Dies ist tatsächlich auch der zweite Punkt (neben der 30 minütigen Verspätung des Starts) den ich den Veranstaltern des Tough Guy 2017 anlaste. Es kann nicht sein, dass mit der Erfahrung aus 30 Jahren nicht für a) bessere Parkplatzbedingungen oder b) ausreichend viele Fahrzeuge zum Rausziehen zur Verfügung stehen. Ich weiß nicht wie viele Teilnehmer ihren Flug tatsächlich verpasst haben – wir haben unseren in aller letzter Minute noch bekommen – aber das wäre wirklich vermeidbar gewesen.

Fazit

Mr. Mouse - Tough Guy 2017
Mr. Mouse – Tough Guy 2017

Der Tough Guy wird zurecht als Mutter aller Hindernisläufe bezeichnet. Es ist eine Kult-Veranstaltung. Das Vermächtnis von Mr. Mouse. Das merkt man der gesamten Veranstaltung an. Ich hatte den Eindruck als würde der Tough Guy 2017 noch immer so geplant und durchgeführt wie vor 30 Jahren.

Eine Gruppe von engagierten Leuten rund um Mr. Mouse, an denen die Kommerzialisierung und das „Massenphänomen Hindernislauf“ komplett vorbeigeht oder denen es schlichtweg egal ist. Weil sie es aus anderen Gründen tun.

Zu jedem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl auf einer „Privatveranstaltung“ zu sein. Die Strecke, das Gelände, die Anmeldung, das Merchandising, selbst die gesamte Kommunikation rund um den Tough Guy hatte etwas herrlich semi-professionelles und sehr authentisches. Auch die Hindernisse machten (nicht immer zu meiner Beruhigung^^) den Eindruck als wären sie vor 30 Jahren einfach mal dahin gebaut worden. Zwar wurden sie bestimmt nach und nach immer mal wieder ausgebessert, aber sie waren von Bestand.

Beim Tough Guy gab es keinen Druck jedes Jahr neue, höhere, spektakulärere Hindernisse zu bauen. Die Strecke, die Hindernisse standen für sich. Ja, die ersten 5 km waren langwierig, unspektakulär und monoton. Von den über 200 Tough Guy Hindernissen würden beim Tough Mudder, Spartan, Mud Masters oder Strong Viking vermutlich gerade einmal die 10% auf den Killing Fields als „richtige“ Hindernisse anerkannt. Aber genau das ist es, was den Tough Guy ausgemacht hat.

Mr. Mouse ist sich all die Jahre über treu geblieben und das er sich mit über 70 nicht verbiegt und den Staffelstab übergibt – an wen oder was auch immer – ist ihm hoch anzurechnen.

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